Wir trauern um Prof. Dr. Michael Krennerich
Michael Krennerich – ein Nachruf des Instituts für Politischen Wissenschaft des FAU
Professor Dr. Michael Krennerich ist am 28. Dezember 2024 nach langer und schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie verstorben. Durch seinen Tod verliert das Institut für Politikwissenschaft nicht nur einen passionierten Hochschullehrer und bedeutenden Wissenschaftler, sondern auch einen allseits geschätzten Kollegen, der für viele zum persönlichen Freund geworden war.
Die Menschenrechte waren Michael Krennerichs Lebensthema. Als wir im Herbst 2009 gemeinsam den neu geschaffenen Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik aufbauten, konnte Michael schon auf etliche Jahre Lehrerfahrungen in diesem Bereich sowie auf zahlreiche einschlägige Publikationen zurückblicken. Dazu zählt im weiteren Sinne auch seine Dissertation zu Wahlen und Antiregimekriegen in Zentralamerika, mit der er vor dreißig Jahren in Heidelberg im Fach Politikwissenschaft promoviert hatte. Im Jahre 2012 habilitierte er sich mit einer Arbeit zu den sozialen Menschenrechten, deren (bis heute teils geleugnete) Gleichrangigkeit zu den bürgerlichen und politischen Menschenrechten er mit Argumenten und Beispielen herausarbeitete.
Die Entwicklung des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik hat Michael Krennerich von Anfang an entscheidend mit geprägt. Dies gilt sowohl für die Rolle des Lehrstuhls innerhalb des Instituts als auch für die weit gespannten Kooperationsstrukturen über die Fakultätsgrenzen hinaus, die schon bald entstanden. So war er eine treibende Kraft bei der Etablierung des Center for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN), in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam zu menschenrechtlichen Themen forschen und lehren. Michael Krennerich hat sich selbst stets der Politikwissenschaft als seiner Disziplin zugeordnet, sich zugleich aber aktiv an den Debatten anderer Disziplinen beteiligt, etwa im öffentlichen Recht, in der Zeitgeschichte, in der praktischen Philosophie, in der Kulturgeographie und in den „area studies“, dort insbesondere mit seinem Interesse an Lateinamerika.
Publizistisch war und bleibt Michael Krennerich in einem weiten Feld menschenrechtlicher Themen präsent. Besonders engagiert hat er sich als Herausgeber der Zeitschrift für Menschenrechte (ZfMR), die er von Anfang an entscheidend mitgestaltet hat. Seine profunde Erfahrung im gesamten Feld der Menschenrechtspolitik, seine interdisziplinäre Reichweite und seine kommunikative Verbindlichkeit kamen der Zeitschrift über fast zwei Jahrzehnte hinweg zugute. Dass er selbst viele seiner ZfMR-Artikel unter der Sparte „Tour d’horizon“ veröffentlichte, passt zur intellektuellen und ästhetischen Experimentierfreude, die seinen Schreibstil charakterisiert.
Michael Krennerich hat sich auch in der Praxis vielfältig für die Menschenrechte engagiert. So fungierte er als Sprecher des Nürnberger Menschenrechtszentrums, war Mitglied im Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte und wirkte innerhalb des Koordinierungskreises des Forum Menschenrechte, des Netzwerks zivilgesellschaftlicher Menschenrechtsorganisationen in Deutschland. Wiederholt war er als Wahlbeobachter für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) unterwegs. Für internationale Organisationen wie den Europarat verfasste er Studien und Gutachten.
Michael Krennerich verstand sich stets in einem emphatischen Sinne als Hochschullehrer. Seine Lehrmethode könnte man als „sokratisch“ umschreiben: Mit provozierenden Fragen regte er die Studierenden zum Selbstdenken an. Durch seine humorvoll-freundliche Art sorgte er zugleich für ein freundliches Diskussionsklima, das allseits geschätzt wurde. Für die Studierenden war er immer ansprechbar; seine Tür stand jederzeit offen. Dass die Liste seiner Monographien mit einem Lehrbuch (in deutscher und englischer Sprache) ihren Abschluss fand, ist vielleicht mehr als ein Zufall.
Mit der Krankheit, die sein Leben ein Vierteljahrhundert lang überschattete, ging Michael Krennerich stets offen und transparent um. Sein Interesse an den Themen, für die er brannte, blieb davon scheinbar unberührt; er blieb in dieser Hinsicht jedenfalls immer aktiv. Auch die menschenfreundliche zugewandte Offenheit, die ihn auszeichnete, hat er sich bis zum Ende bewahrt. Wir werden ihn sehr vermissen und ihm ein ehrenhaftes Andenken bewahren.
Für das Institut: Heiner Bielefeldt