Autokratisierung, Emotionen und Identität

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Bild: Antonia Thies

Im Mai diesen Jahres begab sich Antonia Thies, Doktorandin im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs zum Thema ‚Das Sentimentale in Literatur, Kultur und Politik‘ auf ihre dritte Forschungsreisen an den Golf, diesmal nach Kuwait. Eingebettet in die Forschungsarbeiten des Lehrstuhls für Politik und Gesellschaft des Nahen Ostens, der sich dem besonderen Anspruch kontext- und kultursensibler Forschung verschrieben hat, untersuchte sie vor Ort neue Spielarten von Autokratisierung im Lichte staatlich gelenkter emotions- und affektmobilisierender Strategien. Hierbei ließen sich sentimentale Narrative einer gemeinsamen Nation und kollektiven Identität nachzeichnen, die sich im Falle Kuwaits insbesondere um die kuwaitische Perlentauchertradition und den regionalen Schiffbau ranken. Bis heute spielt jedoch vor allem die Irakinvasion von 1990 eine zentrale Rolle in der kuwaitischen Gesellschaft. Insbesondere die Aufarbeitung dieses kollektiven Traumas stellt die Gesellschaft weiterhin vor große Herausforderungen und trägt zu einer anhaltenden Sinnkrise bei. Die Forschung vor Ort konnte erfolgreich nachzeichnen, dass diese Problemlage insbesondere im Spannungsfeld zwischen der Sinnstiftung der politischen Führung und der Wahrnehmungen der Zivilgesellschaft oszilliert.